Dein Erstgespräch in der Therapie: Vorbereitung, Ablauf und Ausblick

Dein Erstgespräch in Therapie: psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, ist oft mit vielen Emotionen, z.B. Angst und Hoffnung, verbunden.

Dein Erstgespräch in Therapie - Hände am Laptop bei einem psychologischen Online-Erstgespräch – Vorbereitung auf die Erstgespräche in Psychotherapie und Psychologie

Der Schritt, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, ist oft mit vielen Emotionen verbunden – Unsicherheit, Angst, aber auch Hoffnung. Wenn du dich entschieden hast, ein erstes Gespräch in einer psychologischen Beratung oder Therapie zu vereinbaren, hast du bereits einen wichtigen Meilenstein erreicht. Dieses sogenannte Erstgespräch kann je nach Angebot vor Ort oder online stattfinden und ist der Beginn einer möglichen gemeinsamen Reise mit einer Therapeutin oder einem Therapeuten.

In diesem Beitrag erfährst du, welche Ängste rund um Erstgespräche in Psychotherapie und Psychologie ganz normal sind, wie du dich gut auf den Termin vorbereiten kannst, was dich beim Erstgespräch erwartet, welche Ziele es verfolgt – und was danach passiert.

Warum Erstgespräche in Psychotherapie und Psychologie so wichtig sind

Erstgespräche in Psychotherapie und Psychologie dienen nicht nur dem Kennenlernen, sondern auch der diagnostischen Einschätzung. Der erste Kontakt zwischen Therapeut:in und Klient:in legt den Grundstein für die spätere Zusammenarbeit. Studien zeigen, dass der Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung (therapeutische Allianz) entscheidend für den Erfolg einer Therapie ist (Norcross & Wampold, 2011).

Deshalb geht es im Erstgespräch nicht nur darum, Symptome zu erfassen – sondern auch um die Fragen: Passen wir zueinander? Kann ich mich dieser Person anvertrauen? Ist dieses therapeutische Angebot das richtige für mich?

1. Typische Ängste vor dem ersten Gespräch

Du bist nicht allein, wenn dir vor dem ersten Termin mulmig ist. Viele Menschen haben ähnliche Gedanken, zum Beispiel:

  • „Werde ich überhaupt ernst genommen?“
  • „Was, wenn ich nicht weiß, wie ich anfangen soll?“
  • „Was, wenn mein Problem ’nicht schlimm genug‘ ist?“
  • „Was, wenn ich sofort über Dinge reden soll, über die ich noch gar nicht sprechen kann?“

Diese Gedanken sind verständlich – und völlig in Ordnung. Niemand erwartet, dass du dich im Erstgespräch sofort vollständig öffnest oder alles klar benennen kannst. Es geht nicht darum, perfekt vorbereitet zu sein, sondern ehrlich und vorsichtig einen ersten Schritt zu machen.

Manche machen sich auch Gedanken um formale Fragen, zum Beispiel: Brauche ich beim Erstgespräch in der Therapie eine Krankschreibung? Die Antwort ist: Nein, in der Regel nicht. Eine Krankschreibung wird nur dann Thema, wenn Deine seelische Gesundheit tatsächlich Deine Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt – und das wird im Verlauf der Therapie besprochen, nicht automatisch im ersten Gespräch.

2. Wie du dich gut auf das Erstgespräch vorbereiten kannst

Eine gute Vorbereitung kann dir helfen, ruhiger in das Gespräch zu gehen. Hier ein paar Tipps, die dir dabei helfen können:

a) Notiere Deine Anliegen

Überlege dir im Vorfeld, was dich belastet. Du kannst dazu stichpunktartig notieren:

  • Welche Gefühle dich häufig begleiten
  • Welchen konkreten Situationen dich momentan belasten
  • Was du dir von der Therapie erhoffst
  • Welche Fragen du gerne stellen möchtest

Das ist keine Pflicht, aber ein gutes Hilfsmittel, um im Gespräch klarer zu sein – gerade wenn die Aufregung groß ist.

b) Fülle eventuelle Unterlagen im Voraus aus

Viele Praxen oder Beratungsstellen schicken vorab einen Erstgespräch-Therapie-Fragebogen. Dieser fragt zum Beispiel:

  • Warum du Hilfe suchst
  • Ob du bereits psychologische Vorerfahrungen hast
  • Ob du Medikamente einnimmst
  • Ob es körperliche oder seelische Vorerkrankungen gibt

Wenn du diesen Bogen sorgfältig ausfüllst, hilft das der Therapeutin oder dem Therapeuten, sich ein erstes Bild zu machen.

c) Kläre organisatorische Fragen

Recherchiere vor dem Termin, ob Du etwas mitbringen bzw. griffbereit haben sollst, wie lange das Gespräch in etwa dauert und wie es abgerechnet wird – erkundige dich vorab nach der Möglichkeit eines kostenlosen Erstgesprächs zum unverbindlichen Kennenlernen!

3. Was passiert beim Erstgespräch?

Auch wenn jede Therapeutin und jeder Therapeut unterschiedlich arbeitet, gibt es typische Bestandteile eines Erstgesprächs in Psychotherapie und Psychologie:

a) Kennenlernen

Zunächst wird dir erklärt, wie Therapie abläuft, welche Rechte du hast (z. B. Schweigepflicht), wie oft Ihr Euch sprechen könntet und wie die Zusammenarbeit aussehen kann. Das gibt dir Orientierung und Sicherheit.

b) Deine Geschichte und dein aktueller Zustand

Es geht darum, gemeinsam zu verstehen, was dich gerade belastet. Dabei wirst du Fragen zu deiner Lebenssituation, deinen Symptomen und eventuell zur Kindheit oder Familie beantworten. Wenn dir etwas zu persönlich ist, darfst du jederzeit sagen, dass du darüber (noch) nicht sprechen möchtest.

c) Gemeinsame Ziele formulieren

Ein wichtiger Teil ist die Frage: Was soll sich durch die Therapie verändern? Willst du wieder besser schlafen? Deine Ängste in den Griff bekommen? Konflikte besser lösen können? Auch wenn du noch keine genauen Ziele hast – das ist vollkommen okay. Diese dürfen sich mit der Zeit entwickeln.

d) Weitere Schritte planen

Am Ende des Gesprächs wird besprochen, wie es weitergeht. Im Falle einer guten Passung zwischen Therapeut:in und Klient:in folgen weitere Sitzungen, in denen Ihr Euch noch besser kennenlernt und beginnt, an deinen konkreten Themen zu arbeiten. Oder es ergibt sich eine Empfehlung für eine andere Fachrichtung oder Einrichtung – je nachdem, was für dich am hilfreichsten ist.

4. Was passiert nach dem Erstgespräch?

Nach dem ersten Gespräch hast du Zeit, das Erlebte sacken zu lassen. Überlege:

  • Fühlst du dich gut aufgehoben?
  • Konntest du dich verstanden fühlen?
  • Könntest du dir vorstellen, weitere Sitzungen bei dieser Person zu haben?
  • Hältst du es für möglich, dich bei dieser Person vertrauensvoll bezüglich privater und emotionaler Themen öffnen zu können?

Wenn das passt, können in der Regel Folgetermine vereinbart werden. Falls du dich jedoch nicht wohlgefühlt hast oder merkst, dass die Chemie nicht stimmt, ist das ebenfalls in Ordnung. Erstgespräche dienen auch dazu herauszufinden, ob man therapeutisch zueinander passt. Du darfst dir eine zweite oder dritte Meinung einholen – das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck von Selbstfürsorge.

5. Ein realistischer Ausblick: Veränderung braucht Zeit

Ein einzelnes Erstgespräch ist oft schon erleichternd – einfach, weil du deine Sorgen einmal laut aussprechen kannst. Es wird jedoch in den meisten Fällen nicht möglich sein, mit nur einem einzigen Gespräch das zu erreichen, was du dir von einer Therapie wünscht. Eine psychologische Therapie oder Psychotherapie ist deshalb ein längerfristiger Prozess, der Zeit, Vertrauen und Geduld braucht.

Wenn Du konsequent an Deinen Themen arbeitest und bereit bist, dich auf diesen Weg einzulassen, kannst du langfristig neue Perspektiven, mehr innere Ruhe und eine verbesserte Lebensqualität gewinnen.

Fazit

Erstgespräche in Psychotherapie und Psychologie sind ein wertvoller Schritt in Richtung deiner persönlichen Ziele und Wünsche. Auch wenn Ängste und Unsicherheit dazugehören – du musst diesen Weg nicht allein gehen. Gute Vorbereitung, Offenheit und das Wissen, dass du selbst das Tempo bestimmst, helfen dir dabei, das erste Gespräch gut zu gestalten. Ob du mit einem Erstgespräch-Therapie-Fragebogen startest oder einfach deine Gedanken frei erzählst – der Anfang ist gemacht. Und vielleicht ist genau das der Moment, in dem sich etwas verändern darf.

Dein Erstgespräch in Therapie: möchtest du selbst einen Einblick bekommen, wie sich ein therapeutisches Erstgespräch anfühlt? Buche gerne hier dein kostenloses Erstgespräch zum unverbindlichen Kennenlernen!

Quellen: