Psychiater, Psychologe, Psychotherapeut – Gemeinsamkeiten & Unterschiede

Bezüglich psychischer Gesundheit gibt es drei zentrale Berufsgruppen: Psychiater, Psychologe und Psychotherapeut. Was unterscheidet sie?

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Psychiater:in, Psycholog:in und Psychotherapeut:in: Unterschiede und Gemeinsamkeiten in Österreich und Deutschland

In der Welt der psychischen Gesundheit gibt es drei zentrale Berufsgruppen: Psychiater, Psychologe und Psychotherapeut. Obwohl sie alle das Ziel verfolgen, Menschen mit psychischen Problemen zu helfen, unterscheiden sie sich in Ausbildung, Befugnissen und Tätigkeitsfeldern. Dieser Beitrag beleuchtet die Unterschiede und Gemeinsamkeiten dieser Berufe in Österreich und Deutschland.​

Psychiater:in

Ausbildung und Qualifikation

Psychiater:innen sind approbierte Ärzt:innen, die nach dem Medizinstudium eine Facharztausbildung in Psychiatrie und Psychotherapie absolvieren. Diese Weiterbildung dauert in der Regel fünf Jahre und umfasst sowohl psychiatrische als auch psychotherapeutische Inhalte. ​

Tätigkeitsfelder

Psychiater:innen diagnostizieren und behandeln psychische Erkrankungen. Sie sind die einzigen unter den drei Berufsgruppen, die Medikamente verschreiben dürfen. Zudem können sie körperliche Untersuchungen durchführen und Patient:innen in Kliniken einweisen.

Hier folgt ein genauer Überblick darüber, was ein:e Psychiater:in macht:

Diagnose

  • Psychiater:innen führen ausführliche Anamnesegespräche mit Patient:innen, um deren Symptome, Lebensgeschichte und Krankheitsverlauf zu verstehen.
  • Sie nutzen standardisierte Tests, Fragebögen, körperliche Untersuchungen und ggf. Labortests oder Bildgebung (z. B. MRT), um organische Ursachen auszuschließen.
  • Ziel ist die Einordnung der Beschwerden in ein diagnostisches System wie ICD-10 oder ICD-11.

Medikamentöse Behandlung

  • Psychiater:innen sind die einzige therapeutische Berufsgruppe, die Psychopharmaka verordnen darf, z. B.:
    • Antidepressiva
    • Neuroleptika
    • Anxiolytika
    • Stimmungsstabilisierer
    • Schlafmittel
  • Sie überwachen Wirkung und Nebenwirkungen, passen Dosierungen an und besprechen Alternativen.

Psychotherapeutische Behandlung

  • Viele Psychiater:innen sind zusätzlich als Psychotherapeuten ausgebildet, z. B. in:
    • Verhaltenstherapie
    • tiefenpsychologisch fundierter Therapie
    • systemischer Therapie
  • Sie führen dann Gesprächstherapien durch und kombinieren diese oft mit medikamentöser Behandlung.

Notfallversorgung

  • Psychiater:innen arbeiten oft in Kliniken oder Ambulanzen und übernehmen die Versorgung in akuten Krisen:
    • Suizidgefahr
    • akute Psychosen
    • schwere Depressionen oder Manien
  • In solchen Fällen können sie Zwangseinweisungen oder stationäre Aufnahmen unter gesetzlichen Vorgaben veranlassen.

Langzeitbetreuung und Rehabilitation

  • Psychiater:innen begleiten Patient:innen häufig langfristig, etwa bei:
    • Schizophrenie
    • bipolaren Störungen
    • chronischen Depressionen
  • Sie arbeiten oft interdisziplinär mit Psycholog:innen, Sozialarbeiter:innen, Pflegepersonal und Therapeut:innen zusammen.

Psycholog:in

Ausbildung und Qualifikation

Psycholog:innen haben ein Studium der Psychologie abgeschlossen, das sich mit dem Verhalten, Denken und Fühlen des Menschen befasst. In Österreich ist ein abgeschlossenes Psychologiestudium Voraussetzung für die Berufsbezeichnung. Es gibt die ergänzend dazu die postgradualen Ausbildungen „Klinische Psychologie“, womit man die Berechtigung erhält, mit klinisch erkrankten Personen zu arbeiten, und „Gesundheitspsychologie“, womit man vor allem mit Krankheitsprävention beschäftigt ist. Diese Berufsbezeichnungen sind geschützt und erfordern eine Eintragung in spezielle Listen des Bundesministeriums für Gesundheit.

In Deutschland ist die Berufsbezeichnung „Psycholog:in“ ebenfalls geschützt und erfordert ein abgeschlossenes Hochschulstudium der Psychologie. ​Die Spezifikationen „Klinische Psychologie“ und „Gesundheitspsychologie“ sind jedoch nicht geschützt, weswegen es keine staatliche Eintragungsliste gibt.

Tätigkeitsfelder

Psycholog:innen arbeiten in verschiedenen Bereichen, darunter Forschung, Personalwesen, Bildung, klinische Psychologie und Gesundheitspsychologie. In der klinischen Praxis führen sie psychologische Diagnostik durch und bieten psychologische Beratung und Behandlung an. Sie dürfen keine Medikamente verschreiben, arbeiten jedoch eng mit Ärzt:innen zusammen, wenn eine medikamentöse Behandlung notwendig ist.

Hier folgt ein genauer Überblick darüber, was ein:e Psycholog:in macht:

Diagnostik & Testverfahren

  • Einer der wichtigsten Aufgabenbereiche ist die psychologische Diagnostik:
    • Durchführung und Auswertung von Tests und Fragebögen
    • Erhebung von Intelligenz, Leistungsfähigkeit, Persönlichkeit, emotionalem Erleben, Belastungen, etc.
  • Diagnostik kann z. B. in folgenden Kontexten stattfinden:
    • Kliniken (psychische Erkrankungen, Therapieverlauf)
    • Schulen (Lernschwierigkeiten, ADHS)
    • Gerichte (Gutachten)
    • Unternehmen (Eignungstests)

Beratung & Prävention

  • Viele Psycholog:innen bieten psychologische Beratung an – also Gespräche zur Krisenbewältigung, Lebensberatung oder Prävention, z. B. bei:
    • Stress
    • Beziehungskonflikten
    • Unsicherheiten im Beruf oder Studium
  • Diese Beratungen sind keine psychologische Behandlung und Therapie, können aber erste Schritte zur Entlastung sein oder den Weg zur Therapie begleiten.

Forschung & Lehre

  • In der akademischen Psychologie erforschen Psycholog:innen, wie Menschen lernen, fühlen, sich verhalten oder entwickeln.
  • Sie arbeiten in Forschungsinstituten oder Universitäten, führen Studien durch, publizieren Ergebnisse und unterrichten Studierende.
  • Spezialgebiete können sein:
    • Kognitive Psychologie
    • Sozialpsychologie
    • Entwicklungspsychologie
    • Neuropsychologie

Arbeits- und Organisationspsychologie

  • In Unternehmen kümmern sich Psycholog:innen z. B. um:
    • Personalauswahl und -entwicklung
    • Teamentwicklung
    • Führungskräfte-Coaching
    • Arbeitszufriedenheit und Gesundheit
  • Auch in der Verkehrspsychologie (z. B. MPU-Gutachten) und in der Sportpsychologie (z. B. mentale Trainingsstrategien) sind Psycholog:innen tätig.

Klinische Psychologie

  • In der klinischen Psychologie arbeiten Psycholog:innen mit Menschen, die psychisch belastet oder erkrankt sind.
  • Sie führen diagnostische Gespräche, testen Belastungen und Ressourcen und helfen bei der Behandlungsplanung.
  • In Österreich und Deutschland ist dafür eine zusätzliche Qualifikation als „Klinische:r Psycholog:in“ nötig.

Begleitung bei Krisen

  • Unterstützung bei akuten psychischen Belastungen: Trennung, Todesfall, Panikattacke etc.
  • Stabilisierung, Ressourcenaktivierung, Psychoedukation

Langfristige Therapie

  • Behandlung chronischer psychischer Erkrankungen
  • Arbeit an tieferliegenden Mustern und Beziehungserfahrungen
  • z. B. bei Persönlichkeitsstörungen, komplexen Traumafolgestörungen

Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen

  • Psycholog:innen arbeiten häufig eng mit anderen Fachkräften zusammen, z. B.:
    • Psychiater:innen (v. a. in Kliniken)
    • Sozialarbeiter:innen
    • Ergotherapeut:innen
    • Pädagog:innen
    • Pflegekräften

Psychotherapeut:in

Ausbildung und Qualifikation

In Österreich besteht die Ausbildung zum Psychotherapeuten aus einem allgemeinen Teil, dem sogenannten Propädeutikum, und einem fachspezifischen Teil, in dem eine bestimmte Psychotherapiemethode vertieft wird. Diese Ausbildungen werden meist nebenberuflich absolviert. Häufige Grundberufe von Psychotherapeut:innen sind hierbei Psychologie, Pädagogik, soziale Arbeit und Medizin, besonders bei Psychiatern mit therapeutischer Zusatzqualifikation. Seit 2023 gibt es eine akademische Alternative, nämlich ein Hochschulstudium der Psychotherapie.

In Deutschland erfolgt die Ausbildung bis 2019 zum Psychologischen Psychotherapeuten nach dem Psychologiestudium und umfasst eine mehrjährige Weiterbildung mit staatlicher Approbation. ​Seit 2020 ist ein eigens implementiertes Psychotherapiestudium indiziert, auf das ebenfalls eine mehrjährige Weiterbildung mit Approbation folgt.

Tätigkeitsfelder

Psychotherapeuten behandeln psychische, psychosoziale und psychosomatische Störungen durch Gespräche und therapeutische Techniken. Sie dürfen keine Medikamente verschreiben, arbeiten jedoch eng mit Ärzten zusammen, wenn eine medikamentöse Behandlung notwendig ist.

Hier folgt eine genaue Beschreibung, was ein:e Psychotherapeut:in macht:

Psychotherapie durchführen

  • Einzel-, Paar-, Gruppen- oder Familientherapie
  • Gespräche zur Klärung von Ursachen und zur Erarbeitung von Lösungsstrategien
  • Förderung von Selbstreflexion, Emotionsregulation, neuen Verhaltensweisen

Diagnostik und Therapieplanung

  • Psychotherapeut:innen stellen im Rahmen ihrer Ausbildung psychische Diagnosen
  • Planung und Dokumentation des Therapieverlaufs
  • Abklärung von Indikation: Ist Psychotherapie sinnvoll? Oder z. B. eine medizinische Behandlung nötig?

Begleitung bei Krisen

  • Unterstützung bei akuten psychischen Belastungen: Trennung, Todesfall, Panikattacke etc.
  • Stabilisierung, Ressourcenaktivierung, Psychoedukation

Langfristige Therapie

  • Behandlung chronischer psychischer Erkrankungen
  • Arbeit an tieferliegenden Mustern und Beziehungserfahrungen
  • z. B. bei Persönlichkeitsstörungen, komplexen Traumafolgestörungen

✅ Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen

  • Es erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit:
    • Psychiater:innen (für Diagnostik, Medikation)
    • Hausärzt:innen (für Überweisung, körperliche Abklärung)
    • Klinischen Psycholog:innen (für Testdiagnostik)
    • Sozialarbeiter:innen, Pädagog:innen

Gemeinsamkeiten und Unterschiede – Psychiater, Psychologe und Psychotherapeut

MerkmalPsychiaterPsychologePsychotherapeut
GrundausbildungMedizin-StudiumPsychologie-StudiumUnterschiedlich (z. B. Psychologie, Pädagogik)
QualifikationFacharzt- Ausbildung Psychiatrieggf. Klinische PsychologieTherapie- Ausbildung
BehandlungMedizinisch, ggf. therapeutischPsychologisch, diagnostischTherapeutisch
MedikamenteJaNeinNein
KrankenkassenJaTeilweise (bei klinischer Tätigkeit)Ja

Fazit

Während Psychiater:innen, Psycholog:innen und Psychotherapeut:innen alle im Bereich der psychischen Gesundheit tätig sind, unterscheiden sie sich in Ausbildung, Befugnissen und Behandlungsmethoden. In Österreich und Deutschland sind die Berufsbezeichnungen gesetzlich geschützt, um Qualität und Professionalität in der Versorgung psychisch erkrankter Menschen zu gewährleisten.​

Bei der Suche nach Unterstützung ist es wichtig, die spezifischen Qualifikationen und Zuständigkeiten der Fachkräfte zu berücksichtigen, um die passende Hilfe zu erhalten.

Psychiater, Psychologe und Psychotherapeut: du bist dir nicht sicher, welche der drei Berufsgruppen dir die optimale Hilfestellung bieten kann? Du wünscht dir Beratung zur Entscheidungsfindung und weitere Detailinformationen? Lass uns im kostenlosen Erstgespräch darüber sprechen!

Quellenverzeichnis

www.sozialpsychiatrie.at/unterschiede-zwischen-psych-berufen/

https://www.therapie.de/psyche/info/psychotherapie-ausbildung/wissenswertes/psychotherapeut-psychologe-psychiater/

Berufslexikon AMS – Facharzt/-ärztin für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin

Berufslexikon – Psychologe/Psychologin

Berufsinformation BIC – Psychologe / Psychologin

Berufslexikon – PsychotherapeutIn

Psychotherapieausbildung